Diverse Rätsel


Erich und die Pyramiden

Frauenkirche
Fig. 1 - Frauenkirche Dresden

Im Oktober 2012 fand in Dresden das One Day Meeting (ODM) der A.A.S. statt. A.A.S., das ist die ehemalige deutsche AAS, „Ancient Astronaut Society“, die sich irgendwann vor der Jahrtausendwende in „Gesellschaft für Archäologie, Astronautik und SETI“ umbenannte und ein paar Punkte zwischen ihre Initialen packte. Ehrenvorsitzender ist natürlich Erich von Däniken.
Die Themen der A.A.S. zählen zur sogenannten „Prä-Astronautik“ (PA) bzw. „Paleo-SETI“ (PS)-Strömung. Diese vertritt die Meinung, dass unsere Erde in der Vergangenheit Besuch von Außerirdischen hatte, die in die Entwicklung des Menschen eingriffen und beim Bau mancher Monumentalanlagen mit halfen. Das will die A.A.S. laut eigener Aussage wissenschaftlich nachweisen.
Etliche Autoren der sogenannten Prä-Astronautik sind ebenfalls in der A.A.S. vertreten.

Ich bin der Meinung, dass man das, was man kritisiert, auch kennen sollte. Und zwar aus erster Hand, und nicht durch Behauptungen Dritter. Ein Hinweis, den auch die Anhänger der Prä-Astronautik beherzigen sollten. Aus diesem Grund beschloss ich, dort hin zu fahren. Das war mein zweites ODM, mein erstes war das in Siegen im Jahr 2008.
Außerdem war am Rande des Meetings ein kleines Real-Life-Treffen einiger Skeptiker Realisten aus dem Allmystery- und Alien.de-Forum geplant.

Location war das beeindruckende Kongresscenter des innen ebenfalls beeindruckenden Hotel Maritim direkt am Elbufer. Der Saal war gut gefüllt, es sollen rund 700 Teilnehmer dort gewesen sein.


Elbufer
Fig. 2 - Blick auf die Elbe
2 Allmys Buchstand
Fig. 3 & 4 - zwei Allmys & Bücherstand
Andrang
Fig. 5 - Andrang
EvD signiert
Fig. 6 - EvD signiert

Die Vorträge waren deutlich kompetenter und weniger abgehoben als die des letzten ODMs 2008, an dem ich teilgenommen hatte, obwohl auch dort noch einige echte Klopper zu hören waren, zum Beispiel ein missgebildeter Embryo, der nach einem Umweg über Meerjungfrausagen zum Beleg für eine Basis von Außerirdischen bei Magdeburg im 18. Jh. herhalten musste :-)
Bei vielen Vorträgen sah es so aus, als ob man noch zwanghaft hinten einen Präastronautik-Bezug aufgesetzt hätte, ansonsten hätte man etliche auch auf Amateur-Archäologie-Tagungen hören können.
Besonders interessant fand ich den Beitrag von Alexander Knörr über Brunnen auf Malta, Lars Fischingers Recherchen zum „Tallin-UFO“ und den von Luc Bürgin über künstliche Höhlensysteme in China.

Redner
Fig. 7 - alle Redner

EvD's Vortrag

EvD
Fig. 8 - Dänikens Rede

Aber dann kam Erich, und machte alles wieder wett. Als Abschlussredner hielt er seinen Vortrag „Rückkehr der Götter“, den ein freundlicher User hier eingestellt hat: Rückkehr der Götter (leider inzwischen aus unbekannten Gfünden gelöscht)

In dem Vortrag geht es um mehrere Themenkomplexe, die er versucht, miteinander zu verquirlen. Mayas, die Mormonen, Pyramiden, Übersetzungen alter Texte – und als roter Faden der biblische Prophete Henoch, der irgendwie mit allem verknüpft sein soll. Mit großen Teilen der von ihm besprochenen Themen kenne ich mich nicht sonderlich gut aus, und es gibt Qualifiziertere, darüber etwas zu schreiben, aber ab Minute 26 kommt er auf mein Spezialgebiet zu sprechen – die ägyptischen Pyramiden.
Und ehrlich gesagt, da schlackerten meine Ohren. Noch schlimmer war nur noch der „politische“ Teil am Ende. Und der dröhnende Applaus am Ende, begleitet vom Leuchten in den Augen der Umstehenden ließ mir kalte Schauer den Rücken hinunter laufen.

Aber was war denn nun so schlimm? Nun, praktisch alles, was er zu den Pyramiden sagte, war frei erfunden oder gnadenlos falsch verstanden (oder wiedergegeben). Daher bleibt mir nichts anderes, als eine R I C H T I G S T E L L U N G zu schreiben...
Ich habe daher ein Transkript der wesentlichen Passagen angefertigt, soweit ich den Wortlaut verstehen konnte. Unwesentliche Passagen habe ich übersprungen und durch … gekennzeichnet, die Zeitangaben beziehen sich auf das ursprünglich eingestellte Video. Viele der von Däniken angeschnittenen Themen bespreche ich ausführlich auch in der Sektion „Pyramidengeheimnisse“ auf dieser Site – und natürlich in meinem gleichnamigen Buch.
Los geht’s:


01, ab 26:05 min.

EvD: „Sie alle kennen die Große Pyramide von Ägypten … und die Große Pyramide nennt man Cheops-Pyramide. Wieso eigentlich nennt man die „Cheops-Pyramide“? Haben wir einmal ein Grab vom Herrn Cheops gefunden?“

Nun, der Erbauer der Pyramide hieß bei den Ägyptern „Khufu“, und nicht Cheops. Cheops ist, wie Suphis oder Chemmnis, einer der Namen, die die Griechen diesem König gaben, und dieser hat sich, wie so viele andere Namen, im Volksmund durchgesetzt. Das ist seit mehr als 150 Jahren bekannt. In Wissenschaftskreisen heißt das Ding daher auch „Khufu-Pyramide“, und im Englischen hat sich Cheops eh nie durchgesetzt, da heißt sie durchgehend „Pyramid of Khufu“. Nach einem Grab eines Herrn Cheops zu fragen ist daher ziemlich widersinnig und eine bewusste rhethorische Verdrehung der Tatsachen, um von vornherein im Auditorium Zweifel an der Zuordnung der Pyramide zu schaffen.

02, ab 26:20 min.

EvD: „Gibt es Inschriften von diesem Herrn Cheops? Irgendwelche Statuen? Wenn einer so eine Riesenpyramide baut, dann muss er doch sagen 'Hey, ich wars, ich hab das Wunderwerk (unverständlich). Was wissen wir über diesen Henoch – äh, Cheops? Gar nichts Nicht eine einzige mickrige Inschrift.“

Wie gesagt, die Suche nach einem Cheops ist reine Spiegelfechterei, denn eine Inschrift die „Cheops“ nennt wird man, wie oben erläutert, nicht finden können. Von und über den echten Erbauer, König Horus Mededu Khufu, haben wir aber etliches an Material. Wir kennen seine Familie (einer seiner Söhne verfasste die erste Weisheitslehre der Ägypter), kennen den Architekten seiner Pyramide, Hemiunu, kennen aus den Arbeitergräbern Vorarbeiter an seiner Pyramide namentlich, wir haben Inschriften an Türkisminen auf dem Sinai und in umliegenden Gräbern, die ihn als Eigentümer der Pyramide „Horizont des Khufu“ nennen, und den später noch erwähnten Papyrus Westcar. Und auch noch eine Stele, die die Pyramide als letzte Ruhestätte des Königs Khufu bezeichnet, und eine Stele die unmissverständlich sagt, dass Horus Mededu Khufu diese Pyramide baute. Siehe dazu Der Fall Isis und Die kahle Pyramide. Nur unter Ignoranz dieser Belege kann EvD seine äußerst tollkühne Thesen um die Große Pyramide aufstellen. Davon werden sie aber nicht wahrer.

03, ab 26:45 min.

EvD: „Seine Pyramide, die angeblich die Cheopspyramide ist, ist die totale Anonymität. Einfach nichts drin. Außer, und das ist sehr umstritten, da gibt’s 2 Kammern oberhalb der Königskammer, sogenannte Entlastungskammern, aber das stimmt nicht, das sind keine Entlastungskammern, aber das spielt keine Rolle, da oben hat man ein paar Schmierereien in Farbe gefunden, und darunter, so sagen ein paar Ägyptologen, tauche eine Kartusche auf, die man mit Henoch übersetzen könnte. Anderere Ägyptologe sagen, wenn Du es von der Seite hinsiehst so heißt das Huhn“.

Beep, wird mal wieder Zeit, dass ich mich einmische. So ein Unsinn. Also: KEIN Ägyptologe liest da Henoch, auch nicht Cheops, sondern Khufu. Texte die EvD in Pyramiden erwartet, gibt es da generell nicht, in keiner der bisher bekannten 112 ägyptischen Pyramiden. Und nur 9 von denen haben überhaupt Inschriften, und das sind religiöse Texte, eine Frühform des Totenbuchs. Das weiß Däniken, denn in seinem Buch „Die Augen der Sphinx“ von 1989 schreibt er korrekt, dass Texte erst lange nach Cheops in Pyramiden auftauchten. Ausführlich habe ich das ebenfalls auf der Seite Die kahle Pyramide besprochen.
Auch die „Schmierereien“ habe ich auf meiner Seite besprochen, und zwar hier Der gefälschte Name. Es gibt keinen Ägyptologen, der die Khufu-Kartusche, die aus 4 Schriftzeichen besteht, als „Huhn“ übersetzt. Es gibt eine Kartusche, die hinter einem Bodenbalken verschwindet, von der nur das letzte Zeichen schtbar ist - ein Wachtelküken. Aber auch das übersetzt niemand mit Huhn - dies ist eine dicke, fette, astreine Lüge. Leider nicht die einzige in diesem Vortrag.

Kartusche
Fig. 9 - Khufu-Kartusche, 90° gedreht

04, ab 27:10 min.

EvD: „...alles total unumstritten. Aber wenn Henoch der Erbauer, woher kommt eigentlich der Name? Vor 2000 Jahren hatten wir hier im Westen brilliante Gelehrte, Historiker, Diodor von Sizilien, Strabo, Plutarch. Die kennen sie alle, die waren ALLE in Ägypten vor 2000 Jahren, standen alle vor der Großen Pyramide, alle hatten die Priester gefragt 'wer hat das Bauwerk gemacht', und die Priester haben immer gesagt 'wir wissen nichts, wir haben immer alles präzise aufgeschrieben, wir kennen jedes Datum und jeden Namen jedes Pharaos, aber nicht von dem da, denn das vor vor der Flut.'“

Jetzt wird es wirklich heftig, denn hier ist alles falsch.

Hört sich schon ganz anders an. Von Flut spricht niemand. Von Priestern auch nicht (kein Wunder, denn zu der Zeit waren die Tempeldienste schon lange eingestellt, und es konnte auch noch kaum jemand Hieroglyphen lesen, zur Zeit dieser Autoren war Griechisch schon seit über 200 Jahren Staatssprache). Diodor nennt Könige, Strabo interessiert sich nicht, und Plinius hat gar keine eigene Meinung sondern fasst nur in einem Halbsatz etwas über „die Pyramiden“ (Plural) zusammen. Die erwähnten Schriften sind aber bis auf Herodot alle verloren, wir wissen nicht, was in ihnen stand.
Was EvD hier betreibt ist Phantasterei, man fragt sich, wieso er überhaupt auf antike Schriftsteller zugreift, da hätte er auch als Quelle ein Diätkochbuch nennen können. Er erfindet sich selbst seine Quellen, das ist mindestens Faktenverdrehung, mir fallen aber auch noch andere Begriffe dafür ein.

05, ab 27:50 min.

EvD: „Ja, woher kommt denn der Name Cheops? Wenn alle sagen 'wir wissen es nicht'? Es gab vor 2 Jahrtausenden NOCH einen Historiker, der hieß Herodot. … Und Herodot sagt im 2. Buch, man habe ihm erzählt, ein Tyrann namens Khufu – Khufu ist das griechische Wort für Cheops – habe die Pyramide gebaut in 20 Jahren mit Hilfe von 100000 Sklaven. Jetzt hatten die Archäologen einen Namen. Khufu = Cheops, daher der Name Cheops-Pyramide. Es wird ignoriert, dass 13 andere Historiker, auch vor 2000 Jahren, sagen, die ägyptischen Priester wissen nicht, wer die Pyramide gebaut hat. Seltsam.“

Auch hier verdreht EvD, dass sich die Balken biegen. Die Herkunft des Names Cheops ist seit Urzeiten bekannt, lange bevor es Archäologie gab. Herodot nannte den Erbauer der Großen Pyramide Cheops. Die Ägyptologen wussten aber bereits zu Beginn der wissenschaftlichen Ägyptologie um 1880 herum, dass der Erbauer der Pyramide Horus Mededu Khufu hieß. Aus ägyptischen Quellen. Man nahm lediglich zur Kenntnis, dass diese Person von Herodot Cheops genannt wurde. Keine Cherry wurde bei Herodot gepickt. Cheops ist übrigens das griechische Wort für Khufu, nicht anders herum wie EvD behauptet. Man gewinnt den starken Eindruck, dass EvD den Zusammenhanhg zwischen der ägyptischen und griechischen Namensform nie verstanden hat. Als ob jemand über Differentialrechnung referiert, der das kleine Einmaleins noch nicht begriffen hat.
Auch der Rest ist, wie schon in 04 besprochen, Unfug. Wir kennen die meisten Schriften nicht, da sie verschollen sind, und die die wir kennen, erwähnen keine Priester. Nein, stimmt nicht, ein Historiker sagt, Informationen von Priestern zu haben. Nämlich ausgerechnet Herodot! Auch die sagen nichts von Flut – nennen ihm aber den Bauherrn Cheops. Na, wenn das nicht Faktenverdrehung ist, Herr v.D. …
Aber was hier wundert ist das, was Däniken verschweigt, nämlich die Aussage von einem ägyptischen Hohepriester selbst. Der Typ hieß Manetho und erstellte im Auftrag seiner griechischen Herren um 250 herum die erste Chronologie von Ägypten auf Basis der Tempelarchive. Und der schrieb (Fr14 & Fr16), dass die Große Pyramide, „von der Herodot sagte sie sei von Cheops erbaut worden“ vom König Suphis der 4. Dynastie errichtet wurde.

06, ab 28:40 min.

EvD: „Hier haben die Ägyptologen selektiv etwas herausgezogen, was ihnen gepasst hat. Alles andere, was der Herodot auch schreibt, ignorieren sie. Derselbe Herodot schreibt nämlich 12 Seiten weiter, man habe ihm in Theben … 341 Statuen gezeigt. Eine neben der anderen. Der Oberpriester ist mitgelaufen, und ein paar Novize, die hatten Schlitten mit Papyrusrollen. Und der Oberpriester habe zu jeder Statue ein paar Worte gesagt und am Ende hat der Oberpriester gesagt, diese 341 Statuen entsprechen 11340 Jahren. Damals seien die Götter da gewesen, vom Firnament. Seither seien sie nicht mehr gekommen. … vor der Flut.“

Hier würfelt Däniken ganz hübsch was durcheinander. Noch einmal: Die Ägyptologie hat nichts selektiv bei Herodot herausgenommen, keine Cherry von Herodot wurde gepickt. Kein Ägyptologe betrachtet Herodot als seriöse Quelle für die ägyptische Geschichte. Er ist eine interessante Quelle über die griechische Betrachtung Ägyptens, und für zeitgenössische Ansichten und Praktiken, jedoch war er nicht im modernen Sinne ein Historiograph, so dass seine Angaben nicht 1:1 übernommen werden können. Trotzdem sind sie in vielen Fällen wertvoll, nur mpüssen sie durch weitere Belege gestützt werden. Da dies bei vielen schriftlichen Quellen bis in die Neuzeit der Fall ist, nämlich dass sie tatsächliche Fakten zwar teils wiedergeben, teils aber auch durch die Beweggründe des Historikers selbst und/oder durch seine Vorlagen selbst verzerrt oder z.T. falsch wiedergegeben werden, hat sich die Methode der Quellenkritik entwickelt, die in den historisch-philologischen Wissenschaften breite Anwendung findet. Diese hochkomplexe Methodik ist EvD natürlich nicht bekannt, geschweige denn, dass er sich auch nur ansatzweise mit der intensiven modernen Forschung zu Herodot auseinandergestzt hätte (oder auch nur von deren Existenz ahnte). Aber nur weil ein Herr EvD und seine Epigonen von Quellenkritik keine Ahnung haben (bei ihnen muss alles von einer Quelle entweder komplett richtig oder komplett falsch sein!) heißt das nicht, dass der Rest der Welt immer noch in einem wissenschaftlichen Neanderthal hockt. Immerhin wissen wir ja, dass ein Herr Khufu die Pyramide bauen ließ, und nicht, wie von Herodot behauptet, ein Herr Cheops :-)
Nun zu den Statuen. Ab Buch 2, Kap. 142 berichtet Herodot von ihnen, macht aber schnell klar, dass die Jahresangabe von 11340 Jahren seine eigene Berechnung ist. Er geht einfach vom durchschnittlichen Lebensalter aus und berücksichtigt nicht, dass ein König nicht von Geburt an regiert. Laut modernen ägyptologischen Erkenntnissen (s. Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten) lagen aber schon zwischen Menes, dem Gründer des geeinten Ägypten, und Herodot mindestens 275 Könige – in ungefähr 2500 Jahren. Kein Hohepriester erwähnt die 11000 Jahre, und auch von Flut oder Göttern vom Firnament ist dort keine Rede! Auch nicht von Novizen und Papyrusrollen, nur so nebenbei :-)
Herodot sagt auch nicht, dass er 341 Statuen von Königen und nochmal so viel von Priestern gesehen hat, sondern insgesamt 341 Statuen (in Kap. 143 nennt er allerdings die Zahl 345). Das macht auch Sinn, da z.B. die Hohepriester des Amun in Karnak zeitweise unabhängig von den Königen waren, und wir von autobiographischen Inschriften wissen, dass ein Hohepriester z.B. von Pyramidenanlagen üblicherweise zu mehreren Regentschaften im Dienst war. Geht man davon aus, dass von den 341 Statuen 275 Könige waren, blieben 66 Priesterstatuen übrig, was sich bei 30 Jahren Dienstzeit pro Priester auf knapp 2000 Jahre summiert. Da das Hohepriesteramt erst später eingeführt wurde (im Alten Reich war der Pharao der alleinige Mittler zwischen Göttern und Menschen), passt dies perfekt mit der herkömmlichen Chronologie zusammen.

07, ab 22:35 min.

EvD: Jetzt gibt’s aber auch arabische Historiker, die niemand ernst nimmt im Westen. Es gibt da einen Ibrahim Abdul al Makrizi, es gibt einen al Masud, etcetera. Auch die haben geschrieben, über die Pyramide, und die schreiben, das große Bauwerk sei VOR der Flut entstanden, von einem König der hieß Saurid. Und dann vermelden sie: Saurid ist derselbe, den die Hebräer Henoch nennen. Und sie (unverständlich), sie zählen alle Vorväter auf. Henoch, Sohn des Jared, Sohn des Sowieso und des Sowieso, bis runter zu Adam. Es gibt ja nur sieben. … Jetzt soll Henoch vor der Flut die Große Pyramide gebaut haben. Wo sind die Bücher von Henoch?“

Tja, auch hier gibt’s ne Menge richtigzustellen, das habe ich allerdings schon auf meiner Webseite in aller Ausführlichkeit gemacht, nämlich hier und hier. Er nimmt hier Bezug auf ein arabisches Buch namens Hitat, in dem der von ihm erwähnte al-Makrizi im 15. Jh. alle Geschichten gesammelt hat, die über Ägypten in Umlauf waren. So auch alle Geschichten zu den Pyramiden, die er im sogenannten Pyramidenkapitel zusammentrug. Makrizi war also eigentlich nur der Herausgeber.
In diesem Kapitel gibt es einige Autoren, die etwas zu Saurid schreiben. Einige schreiben was über die Sintflut, andere auch was zu Henoch. Die Mehrheit der Autoren hält die Pyramiden aber für Königsgräber, und die absolute Mehrheit der Autoren nennt als Bauherrn den General, unter dem Ägypten im 7.Jh. Unterworfen wurde... das verschweigt Däniken natürlich schamhaft. Hm, wie war das mit Cherry picking? :-D
Es kommt noch besser, denn al-Makrizi sinniert zwischendurch über die gesammelten Informationen und vermerkt „Es gibt Leute, die sagen: Der erste Hermes, welcher der "dreifache" in seiner Eigenschaft als Prophet, König und Weiser genannt wurde (es ist der, den die Hebräer Henoch, den Sohn des Jared, den Sohn des Mahalahel, den Sohn des Kenan, des Sohnes des Enos, des Sohnes Seths, des Sohnes Adams - über ihn sei Heil - nennen, und das ist Idris), der las in den Sternen, daß die Sintflut kommen werde. ...
Es heißt, der Erbauer der Pyramiden sei ein König mit Namen Saurid b. Sahluk b. Sarjak gewesen...“
Also: Es gab da einen Hermes/Henoch, der eine Sintflut kommen sah. Und es gab einen Saurid, der die Pyramide baute. Es steht da aber NICHT, dass Saurid Henoch gewesen ist! Ausführlich geschildert wird das, wie gesagt, alles auf den beiden gelinkten Seiten.

Ab zu den Schächten

08, ab 30:20 min.

EvD: „Sie erinnern sich an die Geschichte hier? 14 Jahre alt. Wir haben oben die Königskammer, in der Großen Pyramide, unten die kleinere Kammer, die Königinnenkammer. In der Königinnenkammer, auf der Südseite, ist dieses Loch. Ich zeig Ihnen das Bild mit Absicht … damit Sie abschätzen können, wie groß das ist. Sind höchstens 20 cm. Übrigens, dasselbe Loch gibt’s auch gegenüber in der Nordwand.
Jetzt ist sehr sehr wichtig … dieses Loch und das gegenüber gibt es erst seit 120 Jahren. Vorher war da kein Loch.Die Wand war zu, die Wand war dicht. Vor 120 Jahren hat ein Engländer, Mr. Dixon hieß der, und der klopfte in wenig an den Wänden herum, und an zwei Stellen klang es hohl. Erst jetzt (unverständlich) hat man die Wand aufgebrochen, vorher war die Wand zu, das ist wichtig.
Vor 14 (unverständlich) in der Ägyptologie glaubte man immer, die seien so etwas wie symbolische Schächte, sie würden vielleicht 7 oder 8 m lang sein, dann hörten sie auf. Vor 14 Jahren kam Rudolf Gantenbrink, wir sind gut befreundet, Rudolf hat's fertig gebracht, die Ägypter zu überzeugen, er konnte einen Roboter bauen ...(Einzelheiten ausgelassen, FD)“

Wow, eine lange Passage mit minimalen Fehlern. Lediglich seine Zeitangaben zur Basis des Vortrags sind ein wenig daneben. W. Dixon fand die Schächte 1874, das war dann 138 Jahre her und nicht 120, und Gantenbrink fand das Türle 1993, also 19 Jahre vor dem Vortrag.

09, ab 32:15 min.

EvD: „Jetzt wenn Sie diese Bilder sehen, dann haben Sie den Eindruck, als sei das ein richtig großer Schacht. … Die Wände waren immer wieder anders. Mal war's Sandstein, dann war's Kalkstein, dann war's Diorit...“

Um, nö, es taucht in diesen Schächten nur ein Material auf: Kalkstein (allerdings zwei Sorten). Sandstein und Diorit taucht in keiner einzigen Pyramide in Gizeh auf. Sandstein ist ein ganz seltenes Material in Ägypten, siehe Klemm Klemm, Steine und Steinbrüche im alten Ägypten.
Die Schächte der Königskammer, eine Etage höher, laufen erst durch Granit, aber that's all. Die Angaben, und vieles mehr, findet man auf der offiziellen Webseite von Rudolf Gantenbeink.

10, ab 32:40 min.

EvD: (schildert nun den Weg des Roboters, u.A. 33:40 „Da war ein Steinbalken der quer über den Boden geschoben war“...)

Bei der Schilderung des Weges dramatisiert er einiges, und hat auch etliches an Fehlinformationen und Interpretationen dabei, so deutet er Setzungen im Schacht als „Öffnungen durch die man was hindurchgeschoben hat“, und eine Absackung im Schacht als „Steinbalken der quer übe den Boden geschoben war“. In der Realität ist das ein recht langweiliges Loch mit ein paar Verschiebungen durch den Lauf der Jahrtausende.

11, ab 34:30 min.

EvD: „Die Wand hier ist Alabaster. Alabaster schaut aus wie Marmor..“

Nein, die Wand ist nicht aus Alabaster. Alabaster ist eine weiche, wasserlösliche Gips-Variante, zum Bau extrem ungeeignet. Es gibt allerdings auch harten Kalkstein, der in der Ägyptologie als „ägyptischer Alabaster“ bezeichnet wird (was mineralogisch falsch ist) – aber auch darum handelt es sich hier nicht. Die letzten Meter des Schachts bestehen aus feinem, weißen Tura-Kalkstein, mit dem die Pyramide auch verkleidet war. Auch das „Türchen“ besteht aus diesem Material, das von der anderen Nil-Seite stammt.

12, ab 34:40 min.

EvD: (Er schildert dramatisch einen angeblichen Spalt unter dem „Türchen“ der mit Laserstahlen entdeckt worden sein soll, aus dem er folgert, dass dieser Block nicht fest aufsitzt.)

Das ist eine pikante Story, denn 1999 stellte sich heraus, dass es den Spalt nicht gibt. Auf „Guardians Egypt“ (leider nicht mehr existent, auf der neuen Target-Seite habe ich es noch nicht gefunden) wurde geschildert, wie Hawass einen „Gabelstapler“ konstruieren lassen wollte, der das Türchen anheben sollte. Gantenbrink hatte allerdings das Original-Videomaterial entwendet, die Altertümerverwaltung besaß nur minderwertige Kopien. Erst als Gantenbrink auf Herausgabe verklagt wurde, rückte er die Originalbänder heraus. Und auf denen war kein Spalt mehr feststellbar. Das war das endgültige Aus für die weitere Beteiligung von Gantenbrink an der Erforschung. Wer sich über die wirklichen Hintergründe zu Gantenbrink informieren will, sollte sich auch das Buch „Giza – The Truth“ von Ian Lawton & Chris Ogilvie-Herald besorgen, dort findet man jede Menge spannende Hintergrundinformationen zur Erforschung der Pyramiden.

13, ab 34:50 min.

EvD: „Was ist eigentlich seither passiert? Drei Jahre später kam die National Geographic … und hat hier durch diese Tür ein Loch gebohrt. … Man sagte den Zuschauern, den Millionen, zum ersten mal wird eine Kamera durch das Loch geschoben. Das war die nächste Lüge, die hatten schon Wochen vorher die Kamera durchgeschoben, es waren schon 4 Filme verschossen worden. Wenn man da hinten irgend etwas entdeckt HÄTTE, was geheimnisvoll gewesen wäre, hätte man diese Öffnung vielleicht gar nicht gezeigt.“

Jetzt wird’s unterirdisch. Gantenbrinks Fahrt war 1993, die NG-Sendung 2002, 9 Jahre und nicht 3 Jahre später. Gibt es Beweise oder wenigsten Hinweise darauf, dass die Kamera schon vorher durchgeschoben wurde? Nein. Reine Verschwörungshypothese. Genauso die Spekulation, was gewesen wäre, wenn da was gefunden worden wäre.
Und Filme verschossen? Was um alles in der Welt für Filme? Meint EvD etwa, dass die Kamera mit Super-8-Material arbeitete? Oder mit Kleinbild-Filmen? Wir sind nicht mehr in den 70ern, Herr von Däniken, auch 2000 arbeitete man schon digital.

14, ab 35:35 min.

EvD: „...und dann tauchte das da auf (Bild des hinteren Kammerendes). Jahre hin, jetzt kam ein weiterer Mann aus Singapur, der wollte wissen, was dahinter ist, der ließ einen neuen Roboter bauen. Und der wusste, der Roboter musste einen Bohrer haben, der mindestens 28 cm lang ist … damit er von der ersten Tür bis dahin kommt und ein Loch bohren kann. Und der Mann hat Humor, der nannte seinen Roboter Djedi. Djedi ist auf arabisch das Wort für Cheops, gleichzeitig ist Djedi ein doppelzüngiges Spiel, die Jedi-Ritter aus der Starwars-Serie...“

Nein, Herr von Däniken, Djedi ist nicht der arabische Name für Cheops, und hat auch nix mit den Jedis von Star Wars zu tun. Djedi ist der Held einer ägyptischen Geschichte, die Däniken entweder nicht kennt (wie so vieles aus der ägyptischen Kulturgeschichte) - oder bewusst verschweigt. Es handelt sich um den schon erwähnten Papyrus Westcar mit seinen „Zaubergeschichten vom Hofe des Königs Khufu“. In der letzten dieser Geschichten wird erzählt, wie König Khufu den Bau seiner Pyramide plant. Etwas, was es laut Däniken ja eigentlich nicht gibt (und seine Thesen in Tausende Stücke zerspringen lässt) :) Und Khufu möchte in seinem Grab dieselbe Kammeranordnung haben wie die in einem geheimen Thot-Heiligtum, und fragt, wer diese kennen könnte. Des Rätsels Lösung: Djedi, ein berühmter Zauberer, der unter Khufu's Vater Snofru arbeitete und nun in einer der Pyramidenstädte wohnt, und nun 120 Jahre alt ist, kennt diese. Er wird an den Hof gebracht, muss aber dem enttäuschten Khufu mitteilen, die Anordnung nicht zu kennen, sagt ihm aber, wo einer seiner Söhne sie einsehen kann.

15, ab 36:25 min.

EvD: „Der Djedi-Roboter hatte einen langen Bohrer, und mit dem hat er in den zweiten Stein, den Sie gesehen haben, ein Loch gemacht. Der Bohrer war nur so, dass er ein KLEINES Loch bohren konnte, groß genug um ein Endoskop hindurchzuschieben.“ (zeigt dazu Bild eines seltsamen Teils des Roboters)

Nein, Herr v.D., Djedi hatte keinen Bohrer an Bord – was Sie da zeigen, ist nur das Gestänge,mit dem der Roboter seine Länge änderte. Er war so konstruiert, dass er sich zusammenziehen konnte, um den Nordschacht passieren und die DORTIGE Tür anbohren zu können, das fand aber noch nicht statt, denn die Revolution 2011 beendete erst einmal die Arbeiten.
Im Südschacht führte er lediglich ein bewegliches Endoskop in den schon seit 2002 bekannten Hohlraum ein.
Alles, wirklich alles über den derzeitigen Stand des Projekts erfährt man auf dieser ausgezeichneten Seite: The Djedi-Project - vielleicht hätte Däniken sich da auch einmal schlau machen sollen :)

16, ab 36:35 min.

EvD: „Mit nem Endoskop machen sie Bilder von Ihrem Magen. Da kann man keine großen Bilder machen, da entstehen kleine Bilder. Und die kleinen Bilder heften sie dann zusammen, der Computer macht das, zu einem ganzen Bild. Was kam zum Vorschein? Ein neuer Raum. Mit kleinen (unverständlich, aber er meint zwei Kupferösen) als wär es die Aufforderung „dran ziehen“. Da sind rote Schriften. Und diese roten Schriften sind NICHT hieroglyphisch, also stammen sie NICHT von Cheops' Zeiten.“

Moment, so nicht, Herr Erich. Noch mal: Djedi fand KEINE neue Kammer sondern untersuchte die alte von 2002. Die Kupferösen, von denen EvD spricht, sind schlicht die umgebogenen Enden der Kupferstifte der „Tür“ - kann man auf der oben gelinkten Djedi-Webseite detailliert nachlesen.
Ja, die roten Schriftzeichen sind nicht hieroglyphisch, sie sind in der sogenannten hieratischen Schrift verfasst. Hieratisch war die Schreibschrift der alten Ägypter, und existierte immer parallel zu den Hieroglyphen. Auch zur Zeit von Khufu. Was man dort sehen kann, sind hieratische Zahlzeichen, die eindeutig den Zahlenwert „21“ wiedergeben, einige Ägyptologen meinen, auch noch eine hieratische „100“ zu erkennen (ich tu es leider nicht, aber ich bin kein Experte), das wäre dann 121. Das ist faszinierender weise ungefähr die Länge des aufsteigenden Schachts bis genau zu dieser Marke in ägyptischen Königsellen.
Was Däniken hier – Ironie des Schicksals - demonstriert ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Inschriften in den Entlastungskammern nicht 1837 von Howard Vyse gefälscht wurden. Die sind in derselben Schriftart verfasst, und an DIESE Stelle kam er definitiv nicht – damit widerlegt sich EvD an dieser Stelle höchst elegant selbst. Ohne es zu merken, natürlich.
Zur hieratischen Schrift in der Pyramide habe ich hier einiges zusammengefasst: Die falsche Schrift.

17, ab 37:05 min.

EvD: „Im Jahr 827 unserer Zeitrechnung. Der erste Mann, der in die Große Pyramide ging, das war der Kalif al-Mamun. Der hat die Pyramide aufgebrochen. Er erwartete Schätze dahinter. Er fand unter anderem Schriften. Und er schreibt, Schriften die ich und meine weisen Männer nicht lesen konnten.“

Einspruch, Herr von Däniken, das steht in keiner der arabischen Überlieferungen. Es gibt 5 Fundbeschreibungen aus dem Inneren der Pyramide, und keine einzige erwähnt Schriften (siehe meine oben schon gelinkte Seite Die kahle Pyramide).
Es gibt einige arabische Autoren, die nicht entzifferbare Schriften erwähnen, aber die beziehen sich auf die Sakkara-Pyramiden mit den bekannten Pyramidentexten und NICHT auf die Große Pyramide. Und die legen die Worte auch nicht el-Mamun in den Mund. EvD geht hier mal wieder sehr kreativ mit Quellen um, freundlich formuliert.

18, ab 37:25 min.

EvD: „Damit ist Cheops aus dem Spiel, denn wären es Schriften aus der Zeit von Cheops, dann wären sie schlicht und einfach hieroglyphisch. ...“

Oder eben Hieratisch, oder Kursiv-Hieroglyphisch. Diese Schreibschriften existierten zu Khufu's Zeit. Aber lustig: GENAU JENE Formulierung, nämlich Schriften die die weisesten Männer nicht lesen konnten, gibt es ja, wie oben erwähnt. Sie beschreiben die blau ausgemalten Schriften der Pyramidentexte in Sakkara. Und das sind – HIEROGLYPHEN. Epic fail.

19, ab 38:00 min.

EvD: „Inzwischen haben Messungen in der Großen Pyramide ergeben, es gibt schon einen Kilometer Gänge und Korridore und Räume in der Großen Pyramide.“

Na, die Messungen würde ich gerne sehen. Stammen die von Rutengängern? Oder sind die Gänge gechannelt? Denn von Archäologen stammen die nicht. Wir haben

Dazu kommen noch die Kammern und ein paar Grabräuberschächte, zusammengenommen noch einmal rund 40 m. Das macht insgesamt knapp 600 Meter. Und bis auf die rund 130 m der Mini-Schächte in der Königinnenkammer schon seit über 150 Jahren bekannt. Mag sein, dass das für ihn „neue Messungen“ sind, die Mühlen in der PS mahlen eben etwas langsamer.

20, continued...

EvD: „Jetzt müsen Sie Sich erinnern, der Eingang zu dem Schacht in der Königinnenkammer war ja ZU. War geschlossen, bis vor 120 Jahren. Wer hat vor Jahrtausenden von der Königinnenkammer aus einen Schacht gemacht, der 2 m horizontal läuft, dann 62 m steil nach oben, aber (unverständlih) ist der Schacht ZU, es kann gar kein Mensch rein!“

Hm, ja, aber selbst wenn die Schächte offen gewesen wären, hätte da kein Mensch reingepasst, denn die sind gerade mal 20 x 20 cm groß. Warum die Schächte zu waren wird übrigens von der Archäologie ganz gut erklärt: Sie waren nicht mehr nötig.
Pyramiden waren keine Gräber, es waren Wiederauferstehungs-Maschinen für den Pharao und sollten es seiner Seele ermöglichen, zum Himmel zu gelangen. In anderen Pyramiden liegen die Gänge und Kammern recht gepflegt hintereinander, die Seele hatte keine Probleme den Ausgang zu finden. In der Cheops-Pyramide war das komplizierter, sodass, so der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann, diese Schächte als Abkürzung angelegt wurden. Dazu dienten die oben und unten offenen in der Königskammer.
Aber warum die in der Königinnenkammer? Und dazu noch unten und oben zu? Das hat etwas mit Notfall-Vorsorge zu tun. Starb ein Pharao, und war sein Grab noch nicht fertig, wurde lediglich die Zeit bis zur Einführung seines Nachfolgers (üblicherweise nach 70 Tagen) dazu benutzt, die unfertige Anlage mit allen kultisch notwendigen Vorrichtungen zu versehen. Die Fertigstellung einer Pyramide war ausgeschlossen.
Wäre Cheops gestorben, als nur die Felsenkammer fertig war, hätte seine Seele den langen aufsteigenden Gang nutzen können. Wäre er in der Königinnenkammer bestattet worden, wären Schächte hilfreich gewesen – also legte man sie sicherheitshalber an, ließ sie aber unten verschlossen. Und als die Königskammer bezugsfertig war, versiegelte man sie oben. So einfach ist das.
Der Aufwand zum „Bau“ der Schächte wird übrigens überschätzt. Jeder Schacht besteht aus vorgefertigten Segmenten, dazu wurde ein Kernmauerblock „zusammengesetzt“, aus 2 bzw. 3 Einzelblöcken, in die eine Rinne geschlagen wurde. Alle paar Monate, wenn eine neue Lage der Pyramide begonnen wurde, wurden 2 solcher Blöcke gebraucht, die ein geübtes Steinmetz-Team in einem Arbeitstag anfertigen konnte.

21, ab 38:30 min.

EvD: “Und hinter der Türe taucht wieder ein neuer Raum auf. Was macht das denn für einen Sinn? … (irrelevante Witzchen ausgelassen) Die Planung drin, von einem Kilometer Gängen, Korridoren, Schächten und Räumen passt nicht mehr zum Herrn Cheops. … Sein Vater, Snofru, war ein Steinzeitheini. Herr Cheops Eisenzeit. Da gab's kein Ingenieurwissen, um einen Kilometer Gänge und Räume un Korridore in der Großen Pyramide anzulegen (teilweise unverständlich)“.

Uh oh, uh. Das ist heftig. Warum soll eine Hochkultur keine Gänge während des Baus einer Pyramide planen könne dürfen? Und die Bezeichnung von Snofru, der drei große Pyramiden bauen ließ, als „Steinzeitheini“ ist eine unglaubliche Frechheit und ist in meinen Augen Kulturrassismus pur. Snofru, nicht Khufu, war der größte Pyramidenbauer in Ägypten. Seine Knickpyramide ist die am besten erhaltene Pyramide in Ägypten, und seine Rote Pyramide ist mit 220 m Basislänge nur um 10 m schmaler als die von Khufu, und 5 m breiter als die von Chefren in Gizeh.
In seinen 3 Pyramiden stecken mindestens 30% mehr Steine als in der Pyramide von Khufu. Und sie wurden in nur etwas mehr als der verbrieften Regierungszeit von Khufu verbaut. Und wenn die Hypothese von Stadelmann stimmt, dass der Felskern der Cheopspyramide bis knapp unter den Boden der Königinnenkammer reicht, hat Snofru sogar doppelt so viele Steine verbaut wie sein Sohn Khufu.
Zur Zeit von Snofru war Ägypten schon seit über 500 Jahren ein geeintes Königreich, baute seit fast 2000 Jahren mit Stein und verwendete seit mehr als 1500 Jahren Metallwerkzeuge.
In seinen 3 Pyramiden befinden sich übrigens zusammengenommen mehr Gänge und Kammern als bei Cheops. Aber das ist nix besonderes, denn schon viel früher gibt es das x-fache an Gangsystemen, zum Beispiel über 13 Kilometer Gänge und Galerien in und unter der allerersten Pyramide überhaupt, der von Djoser in Sakkara. Davor gab es auch Galeriegräber mit kilometerlangen Gängen, die in massiven Fels gehauen wurden. Und in Gizeh selbst gibt’s aus der Zeit von Cheops einige Felsgräber (z.B. Qua-Wer), mit kilometerlangen Gängen und Kammern auf mehreren Etagen.
Hier zeigt sich leider die gnadenlose Unkenntnis des EvD über die Kulturen, die er für seine „Beweise“ missbraucht. Aber für seine Götter-Geschichten muss er eben erst einmal die antiken Hochkulturen erniedrigen, sodass sie als hilflose Analphabeten die Anweisungen von Außerirdischen zum Steine stapeln in Anspruch nehmen mussten...
Ach ja, die Eisenzeit erreichte Ägypten erst in der Spätzeit, fast 2000 Jahre nach Cheops, damit ist auch diese Angabe, genau wie die vom „Steinzeitheini“ Snofru, schlicht und ergreifend wieder einmal FALSCH.

Das ist mehr oder weniger das Ende von Dänikens Ägypten-Beitrag. Die Anzahl der Falschaussagen ist geradezu unglaublich. Es gab noch weiteren für mich erkennbaren Unsinn, zum Beispiel zur Synchronisation des Maya-Kalenders mit dem unseren. Und wenn schon so viel blühender Nonsens zu dem Gebiet erzählt wird, von dem ich was verstehe (und alle darauf aufsetzende Spekulationen zwangsweise ebenfalls Nonsens sind) muss ich davon ausgehen, dass es um den Rest, von von dem ich weniger Ahnung habe, auch nicht besser bestellt ist.

Nach dem Pyramidenteil schwadronierte er noch über Henoch und dessen Himmelfahrt, und dass die Übersetzungen schlicht falsch da nicht technisch sind, und forderte eine Neuübersetzung mit aufgesetzter Präastronautik-Brille. Weil nur diese Sichtweise sei die einzig wahre. Seine Schlussbemerkungen wirkten auf mich wie Satire, denn ab 49:00 geht es richtig zur Sache:

22, ab 49:00 min.

EvD: „Auf diesem Planeten gibt’s ganz grob gesagt zwei Gruppen von Menschen. Die eine Gruppe ist religiös … und die Krone der Schöpfung hat der liebe Gott uns Menschen geschaffen. Die andere Gruppe ist wissenschaftlich. Evolution, Mutation, Selektion, aber an der Spitze der Evolution sind natürlich wir. Aber ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, meine Gäste, dass in beiden Fällen, religiös: Krone der Schöpfung, wissenschaftlich Spitze der Evolution, in beiden Fällen, dass wir die größten sind? Denn sowas sensationelles und so tolles wie uns Menschen gibt’s ja nicht mehr. Wir betreiben pure Nabelschau. Egozentrik. Wir WOLLEN gar keine Außerirdischen. Nicht mal in Denkmodellen wollen wir damit arbeiten. Denn wenn wir das machen, dann kippen wir ja unsere Einzigartigkeit. Ein psychologisches Problem. Das sollten sich die Gelehrten … auf den Hintern schreiben: SIE machen das Problem, nicht wir.“

Hm, er vergisst die dritte und größte Gruppe: Die denen all das am A... vorbei geht. Danach startet er eine infame Kampagne gegen die Wissenschaft, leider nicht unüblich in der Präastronautik. Klar, das ist notwendig, weil die Wissenschaft 99% aller Indizien säuberlich zerlegen kann. Also MÜSSEN Wissenschaftler zwangsweise bornierte, engstirnige Eierköpfe mit einem Apartment im nächsten Elfenbeinturm sein.
Fakt ist: Selbst die katholische Kirche hat die mögliche Existenz von Außerirdischen anerkannt, und das schon vor mehr als 10 Jahren. Selbst wenn Außerirdische die Menschheit erschaffen hätten, handelten sie im Auftrag Gottes. Kein Götterschock.
Weiterer Fakt: Ja, der Mensch IST die Spitze der Evolution – hier auf der Erde. Mehr sagen die Wissenschaftler nicht. Wie sollten sie auch? Es gibt aber kaum einen Wissenschaftler, der die mögliche Existenz außerirdischer Intelligenzen leugnet. Auch hier kein Götterschock. Hier baut EvD ein geniales Strohmannargument auf, in dem er die Aussage für unsere Erde einfach einmal den Wissenschaftlern für das ganze Universum in den Mund legt.
Würden Wissenschaftler so denken, warum werden dann Millionen in Projekte wie SETI gepumpt, und das schon seit Jahrzehnten? Warum sucht man seit Jahren für Hunderte von Millionen mit Instrumenten wie Corot oder Kepler nach bewohnbaren Planeten? Warum gibt es Hunderte von wissenschaftlichen Aufsätzen über die Möglichkeit, außerirdische Zivilisationen aufzuspüren? Warum gibt es so exotische Fächer wie Exobiologie, in denen Lebensgrundlagen auf fernen Welten diskutiert werden?
Hier versprüht EvD einfach nur Gift, mit dem Ziel, sein Publikum gegen die Wissenschaft aufzuwiegeln. Das zeigt Wirkung, wie man leider nur zu oft in Diskussionen in Foren oder Gruppen sozialer Netzwerke sieht. Der eingeimpfte Hass auf „die Wissenschaft“ treibt dort oft kuriose Blüten.

23, ab 50:05 min.

EvD: „Wir (die Leute im Saal und die übrigen PS-Believer sind wohl gemeint, FD) sind die Gesellschaft, die fortschrittlich ist. Wer schützt uns eigentlich vor den sogenannten vernünftigen Leuten? Wir leben in einer angeblich vernünftigen Gesellschaft. Was heißt das? Die Wissenschaft ist voll entwickelt. Jetzt sagt die Wissenschaft, es kann keine Außerirdischen geben. Und wenn es sie gibt, dann sind sie niemals menschenähnlich. Und wenn schon (unverständlich, aber er meint wohl, sie könnten nie hier hin kommen, FD) – ist alles Blödsinn, ist alles längst widerlegt.“

„Ist alles Blödsinn“ ist zutreffend, bezogen auf Dänikens Kommentar. Fakt ist: „Die Wissenschaft“ sagt nichts von dem was Däniken behauptet. Weder sagt sie, dass es keine Außerirdischen geben kann, noch dass sie nicht menschenähnlich sein können (im Gegenteil, viele sind davon überzeugt, dass die humanoide Form (zweibeinig, aufrecht gehend mit Händen und Fingern) ideal ist und durch sogenannte konvergente Evolution auch unabhängig von uns entstehen kann (siehe Spekulationen über Dino-Humanoide), und es gibt auch keinerlei physikalisch/technische Gründe, warum man nicht z.B. mit Generationenschiffen interstellare Reisen bewerkstelligen könnte.
Klar, es gibt Einzelpersonen, wie z.B. den Ex-Astronauten Ulrich Walter, die die Existenz von Außerirdischen generell ablehnen, aber andererseits auch Leute wie den weltberühmten Physiker Stephen Hawking, der aus Angst vor Außerirdischen sogar vor Kontaktversuchen durch Aussendung von Botschaften abrät. Oder den nicht weniger berühmten theoretischen Physiker Michio Kaku, der sogar Invasions-Szenarien entworfen hat. Fazit: „Die Wissenschaft“ vertritt definitiv nicht das, was EvD „ihr“ in den Mund legt. Erneut ein grandioses Strohmann-Argument.
Ungefähr zu dieser Zeit entgleiste das Gesicht meines Nachbarn, als Spökenkieker in den Foren bekannt, endgültig...

24, ab 50:25 min.

EvD: „Aber die Vernunft der Menschen sagt, das ist so. Die Journalisten wollen vernünftig sein, die Journalisten wollen nichts Unvernünftiges schreiben. Es geht nicht um eine Verschwörung, es ist einfach die Gesellschaft, die so funktioniert. Wir sind in den Augen der Gesellschaft die Unvernünftigen. In Fakt und Wahrheit sind wir die Pioniere, und die andere Seite sind die Unvernünftigen. Sie merken's noch, spätestens bei dem Götterschock. Und dann gehen ihnen ganz andere Augen auf.“

Hier hat er IMHO endgültig die Bodenhaftung verloren. Das Publikum dankte ihm aber diese markigen Sprüche mit homerischem Gelächter und Sprüchen (bei uns in der Ecke) wie „Genau. Erich, weiter so“.

25, ab 50:55 min.

EvD: „Und ganz zum Schluss – das sage ich jedes mal. Was ich hier betreibe, sei es in meinen Vorträgen oder in meinen Büchern, hat um Gotteswillen nichts zu tun mit einer neuen Religion. Glauben müssen Sie gar nichts.“

Das klingt ein wenig nach Notbremse, denn er realisiert wohl selbst, dass etliche seiner Anhänger die Präastronautik inzwischen wie eine Ersatzreligion sehen.

26, ab 51:05 min.

EvD: „Ich drerh mich noch im Grab um, wenn so ein Spinner kommt und aus meinem Gedankengut so etwas wie eine Sekte macht. Das ist das Hinterletzte, was ich will. Aber darüber nachdenken, sich informieren, ein paar Bücher von uns lesen – meine Quellen stehen in allen – das könnte man mal.“

Markige Sprüche... wieder einmal. Was passiert, WENN man darüber nachdenkt, und mal seine Quellen prüft, sieht man ja. Den Anhängern von EvD sollte man eher den Tipp geben, nicht NUR Bücher von „uns“ zu lesen, sondern auch mal, was „sie“ denn dazu sagen. Nämlich die gescholtenen Wissenschaftler. Und zwar im Original, und nicht in den gefilterten Versionen von EvD & Co wo ihnen Dinge in den Mund gelegt werden, die sie nie gesagt haben.

27, ab 51:20 min.

EvD: „Und dann wird langsam aus der Unvernunft eine Gruppe der Vernunft. Denn WIR sind die, die auf dem richtigen Weg sind, nicht die, die uns dauernd kritisieren. Übrigens, die können mir sowieso den Buckel runterrutschen (Gelächter im Publikum).“

Hm, wie wäre es damit, einfach mal auf die Kritik einzugehen und die gröbsten Fehler aus Büchern und Vorträgen zu entfernen? Oh nee, nicht gut, denn vom Pyramidenteil dieses Vortrags wäre dann nicht viel übrig geblieben...

28, 51:35 min. bis zu Schluss

EvD: Ein paar Kommentare zum Goldenen Brett vor dem Kopf, das er für sein Lebenswerk von der österreichischen Skeptikerorganisation verliehen bekam. Leider nicht mehr auf dem Video sind seine Kommentare, wer ihn denn Erich nennen darf (alle die an ihn glauben und brav den Eintritt bezahlt haben), und wer ihn Herr von Däniken nennen muss – nämlich der Rest der Menschheit und speziell seine Kritiker.

Hm, da sind wir anwesende Realisten wohl zwischen allen Stühlen, denn wir glauben ihm nicht, haben aber Eintritt bezahlt und ihn damit unterstützt. Sollen wir ihn nun „Herr von Erich“ nennen? :-)

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Alle Bilder und Texte © Frank Dörnenburg